Amyotrophe Lateralsklerose / kurz ALS


DIE AMYOTROPHE LATERALSKLEROSE, KURZ 'ALS' GENANNT,
IST EINE CHRONISCHE UND FORTSCHREITENDE ERKRANKUNG DES ZENTRALEN NERVENSYSTEMS

Dabei ist derjenige Teil des Nervensystems betroffen, der für die willkürliche Steuerung der Skelettmuskulatur verantwortlich ist. Es handelt sich um eine Schädigung der motorischen Nervenzellen  (motorische Neuronen, Motoneurone) im Gehirn und Rückenmark. Diese Nervenzelle einschliesslich ihres Axons nennt man erstes motorisches Neuron (Abb. 1: rote Nervenzelle). Der Nervenfortsatz des ersten motorischen Neurons hat Kontakt mit motorischen Nervenzellen im Rückenmark, die als zweites motorisches Neuron bezeichnet werden (Abb. 1: gelbe Nervenzelle). Die Nervenzellen im Rückenmark stellen durch lange Nervenfortsätze die Verbindung zur Muskulatur her.



Abb. 1:
Schematische Darstellung des Motorischen Systems



Bei der ALS sind beide motorische Neurone, d.h. das erste und zweite Motoneuron, erkrankt. Dabei kommt es zu einem Untergang der einzelnen motorischen Nervenzellen. Eine Schädigung der motorischen Neurone ist wahrscheinlich bereits viele Jahre und möglicherweise Jahrzehnte vor Auftreten der neurologischen Symptome vorhanden. Eine langsame Degeneration der Motoneurone ist von typischen Ablagerungen in den Nervenzellen begleitet    (Abb. 2).



Abb. 2:

Morphologische Merkmale der ALS in Form von intraneuronalen Inklusionen (Einschlüssen): 1) Bunina-Körperchen: ALS-typische Inklusionen, die durch Anti-Cystatin-Antikörper dargestellt werden;

2–4) Strähnchenartige Einschlüsse (Skein-like inclusions), die durch Neurofilamentakkumulationen  verursacht und durch Anti-Ubiquitin-Antikörper nachgewiesen werden.  Eine Störung der motorischen Neurone stellt sich daher dem Patienten in erster Linie als Muskelschwäche  (Kraftminderung, Parese), Muskelschwund (Atrophie) oder Steifigkeit (Spastik) dar. Eine Schaedigung des ersten Neurons kann zu einer unkontrollierten Steigerung der Muskelspannung führen, die der Patient als Steifigkeit (Spastik) empfindet. Durch die Schädigung des zweiten Motoneurons wird die Aktivierung der Muskulatur durch das Nervensystem vermindert. In der Folge entsteht eine Muskelschwäche (Parese) und Muskelschwund (Atrophie). Sehr charakteristisch für die ALS ist das Nebeneinanderbestehen aller genannten motorischen Symptome.
So sind bei der ALS eine Reflexsteigerung bzw. erhaltene Muskeleigenreflexe in paretischen Muskelgruppen nachweisbar. Diese Befundkonstellation ist für den neurologisch ausgebildeten Arzt in einer körperlichen Untersuchung erkennbar  und wesentliche Grundlage für die Formulierung der klinischen Diagnose der ALS.
Die Steuerung der Muskulatur ist ein recht komplizierter Prozess. Grundsätzlich sind zwei verschiedene Gruppen von motorischen Nervenzellen dafür verantwortlich



(siehe Abb. 3). Die übergeordneten Zellen befinden sich in der Grosshirnrinde (motorischer Kortex) und sind der Ausgangspunkt für einen langen Nervenfortsatz (Axon), der bis zum Rückenmark reicht.






Die ALS ist seit über 100 Jahren bekannt und weltweit verbreitet. Ihre Ursache ist bis heute unbekannt.  Durch das Absterben der Nervenzellen welche eigentlich als Transmitter vom Hirn zum Muskel dienen,  kann der Muskel keine Befehle entgegennehmen, wodurch es zu Muskelschwund und Muskelzuckungen (Faszikulationen)  am ganzen Körper kommt. Nicht alle Muskeln sind von der ALS betroffen. So bleibt beispielsweise die Augenmuskulatur,  sowie das Herz- und Verdauungssystem meist voll funktionsfähig. Auch intlektuelle Fähigkeiten, Sehen, Hören,  Schmecken und Fühlen bleiben während des gesamten Verlaufes in der Regel normal.  Die Krankheit hat eigentlich mit der besser bekannten Krankheit MS (Multiple Sklerose) nichts zu tun,  es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Erkrankungen.


Erlaeuterungen

A             =     Abwesenheit/ Fehlen
myo         =     Muskel
trophe      =     Ernaehrung/ Wachstum
Lateral      =     seitliches (Rückenmark)
sklerose    =     Verhärtung im Bindegewebe

ALS ist eine neuromotorische Erkrankung und keine Muskelerkrankung.


Neuron     =     Nervenzelle
Motorik     =     Beweglichkeit